archivierte Ausgabe 3/2007 |
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Die Schriftleitung |
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Leseprobe 1 |
Ostern – 07./08./09. April |
I. (Osternacht) Lichtspuren des Auferstandenen |
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Zielsatz: Nach den vielen Lesungen, die ein intensives Zuhören voraussetzen, habe ich mich entschieden, die Predigt erzählend zu beginnen. Ich hoffe so auf eine erhöhte Aufmerksamkeit. Ich möchte die Zuhörerinnen und Zuhörer ermutigen, in ihrem eigenen Leben Lichtspuren des gekreuzigten und auferstandenen Christus zu entdecken.
Glaubenszeugnisse Vor einigen Monaten hat sie ihren Mann verloren. Als der Anruf von der Intensivstation kam, ist sie schnell hingefahren. Die Krankenschwester hatte an seinem Bett ein kleines Bronzekreuz aufgestellt, daneben eine brennende Osterkerze. Als sie im Ostergottesdienst die Kerze in ihren Händen hält, erinnerte sie sich wieder an das Licht, das neben dem Bett ihres sterbenden und dann verstorbenen Mannes gebrannt hat. Nein … denkt sie … hofft sie …: Der Tod ist nicht das Letzte. Es gibt Licht im Dunkel des Todes. Mein Mann ist eingetaucht in das helle Licht Gottes. Sie schaut auf die kleine brennende Osterkerze in ihren Händen und neben der Trauer und dem Schmerz spürt sie Hoffnung und Trost in ihrem Herzen.
Er ist achtzehn Jahre alt. Weihnachten und Ostern geht er zum Gottesdienst. Über Glaube und Kirche zu sprechen – das ist nicht seine Art. Aber vor kurzem hat er in seiner Clique frei und offen bekannt: Events hier und da – gut und schön – aber die alleine bringen doch nicht den Kick! Als er die Osterkerze in seinen Händen hält, da kommt ihm neu die Ahnung: Es muss mehr geben als diese sichtbare und greifbare Welt. Er kann sich nicht vorstellen, wie das gewesen ist mit der Auferstehung Jesu – aber er vertraut darauf, dass »der da oben« uns hier und heute beisteht und uns herausführen möchte aus den Gräbern unserer Resignation, aus den Gräbern unserer Mutlosigkeit und den Gräbern unserer Trauer Und er denkt sich: Ja, das hat es schon gegeben, dass »der da oben« mir geholfen hat, als ich »down« gewesen bin und in einem dunklen Loch unterzugehen drohte.
Im Ostergottesdienst schaut er auf seine kleine, brennende Osterkerze und denkt: Gut, dass es dich da oben gibt und ich dir wichtig bin. Gut, dass du bei uns bist, wenn es dunkel wird. Und in seinem Herzen macht sich die Hoffnung breit, dass Gott sich auch dann unser annehmen wird, wenn wir den letzten Atemzug getan haben werden. Nein, denkt er: Wir sind keine Eintagsfliegen … Und beim Blick in das flackernde Licht der kleinen Osterkerze spürt er ein wenig Freude und Zuversicht in sich.
Der vierzigjährigen Frau ist nicht nach Ostern zu mute: nicht nach Halleluja und nicht nach: Wer sich will freun von Herzen … Sie ist müde und abgespannt. Sie hat Sorgen und Probleme, seitdem ihr Mann ausgezogen ist und sich eine andere genommen hat. Sie hat viel geweint in den vergangenen Monaten. Begleitet hat sie in dieser Zeit ein Wort der jüdischen Lyrikerin Nelly Sachs: »Die Auferstehungen deiner unsichtbaren Frühlinge sind in Tränen gebadet«, so heißt es.
Es ist ihr bewusst geworden, dass die Tränen ausgeweint werden müssen, dass der Schmerz nicht zurückgehalten werden darf, und im Glauben ist ihr deutlich geworden: Jesus ist nicht am Leid vorbeigegangen, er ist durch das Leid hindurchgegangen. In ihm hat sie einen kostbaren Wegbegleiter gefunden. Als sie die kleine, brennende Osterkerze in ihren Händen hält, denkt sie, wie sie zu Beginn des Ostergottesdienstes in die dunkle, nachtschwarze Kirche gekommen ist, und erkennt darin ein Zeichen für die Dunkelheiten ihres eigenen Leben. Wir leben eben nicht in einer heilen Welt und auch nicht in einer hellen Welt.
Und sie schaut in das kleine Osterlicht in ihren Händen und denkt: Ja, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Und Christus – der Gekreuzigt und Auferstandene – der ist bei mir, weil er lebt, weil er durch den Tod hindurchgegangen ist. Soweit drei Schilderungen von Menschen. Gefühle und Empfindungen beim Blick auf die kleine Osterkerze in ihren Händen.
Hoffnungslichter in unseren Händen Gleich zur Tauferneuerung werden auch hier in der Kirche wieder die Osterkerzen entzündet und Sie werden ein brennendes Osterlicht in den Händen tragen. Welche Hoffnung verbinden Sie mit diesem Licht? »Kinder des Lichtes« nannten sich die ersten Christinnen und Christen auf Grund ihrer Taufe – zu einer Hoffnung geboren, die stärker ist als alles Dunkel der Welt. Welche Hoffnung verbinden Sie mit diesem Licht? Ihre kleine Osterkerze bekommt Licht von unserer großen Osterkerze – dem Bild des gekreuzigten und auferstanden Christus. Welche Hoffung verbinden Sie mit diesem Licht? Lassen wir uns entzünden vom Licht seiner Menschenfreundlichkeit und geben wir es weiter.
Osterwünsche Ich wünsche Ihnen und mir, dass uns einleuchtet, dass Gott uns herausführen möchte aus den vielen kleinen Toden mitten im Leben und auch aus dem Tod, der todsicher kommt für einen jeden von uns, wenn sein irdisches Leben hier einmal beendet sein wird. Ich wünsche Ihnen und mir, dass uns etwas aufleuchtet von der Hoffnung, die Jesus uns immer neu schenkt. Des Todes Dunkel ist erhellt! Ostern lässt unser Leben in einem neuen Licht sehen. Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir immer Lichtspuren seiner Gegenwart erkennen können – die Lichtspuren des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Wir sind getauft auf Christi Tod und auferweckt mit ihm zu Gott. Uns ist geschenkt sein heilger Geist, ein Leben, das kein Tod entreißt (GL 220,3).
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Klemens Schneider |
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