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Leseprobe 1
Vierzehnter Sonntag – 08. Juli 2007
III. Kinderkatechese: Nehmt nichts mit auf den Weg ... (Lk 10,1–9)

Vorbemerkung: Die einführende Erzählung »Die Erde ist rund« entstammt dem Band »Kindergeschichten« von Peter Bichsel.


Vom Mann, der eine Weltreise machen wollte ...
Es war einmal ein Mann, der wollte wissen, ob die Erde wirklich rund sei. Wenn man losgeht, so dachte er, und dann immer geradeaus geht, dann kommt man am Ende wieder dort an, wo man losgegangen ist. Und er wollte das gerne ausprobieren. Er nahm einen Globus, zog eine Linie und wusste, wie er gehen musste.
»Dann stand er vom Tisch auf, ging vor sein Haus, schaute in die Richtung, in die er gehen wollte, und sah da ein anderes Haus. Sein Weg führte genau über dieses Haus, und er durfte nicht um es herum gehen, weil er dabei die Richtung hätte verlieren können. Deshalb konnte die Reise noch nicht beginnen. Er ging zurück an seinen Tisch, nahm ein Blatt Papier und schrieb darauf: ›Ich brauche eine große Leiter.‹ Dann dachte er daran, dass hinter dem Haus der Wald beginnt, und einige Bäume standen mitten auf seinem geraden Weg, die musste er überklettern, deshalb schrieb er auf sein Blatt: ›Ich brauche ein Seil. Ich brauche Klettereisen für die Füße.‹ Beim Klettern konnte man sich verletzten. ›Ich brauche eine Taschenapotheke‹, schrieb er. ›Ich brauche einen Regenschutz, Bergschuhe und Wanderschuhe, Stiefel und Winterkleider und Sommerkleider. Ich brauche einen Wagen für die Leiter, das Seil und die Eisen, für Taschenapotheke, Bergschuhe, Wanderschuhe, Winterkleider, Sommerkleider.‹
Jetzt hatte er eigentlich alles; aber hinter dem Wald war der Fluss, darüber führte zwar eine Brücke, aber sie lag nicht auf seinem Weg. ›Ich brauche ein Schiff‹, schrieb er, und ich brauche einen Wagen für das Schiff und ein zweites Schiff für die beiden Wagen und einen dritten Wagen für das zweite Schiff.’ Da der Mann aber nur einen Wagen ziehen konnte, brauchte er noch zwei Männer, die die anderen Wagen ziehen. Und die Wagen mussten alle zuerst über das Haus, und so brauchte er zuerst einen Kran und einen Mann, der den Kran führt und ein Schiff für den Kran und einen Wagen für das Schiff und einen Mann, der den Wagen für das Schiff für den Kran zieht, und dieser Mann brauchte einen Wagen für seine Kleider und jemanden, der diesen Wagen zieht. (…)
Jetzt brauchte er nur noch einen Kran, mit dem er den Kran über die Häuser ziehen konnte, einen größeren Kran also, dazu Kranführer und ein Kranschiff und einen Kranschiffwagen, einen Kranschiffwagenzieher, einen Kranschiffwagenzieherkleiderwagen und einen Kranschiffwagenzieherkleiderwagenzieher …«
Die Liste wird immer länger. Und der Mann rechnet und rechnet, wird immer trauriger – bis er dann eines Tages plötzlich losgeht: Er nimmt die Leiter, stellt sie an das Nachbarhaus, klettert hinüber und macht sich auf den Weg. Einfach so.

Einfach vertrauend losgehen
Wo er jetzt ist? Vielleicht in China oder in Amerika? Wir wissen es nicht. Peter Bichsel – das ist der Mann, der diese Geschichte erzählt hat – verrät es uns nicht. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Hauptsache: der Mann ist losgegangen. Endlich. Er hat seine ganzen komplizierten Planungen schließlich einfach liegen gelassen und ist aufgebrochen. Er hat gemerkt: Wenn ich alles einplanen will, mich auf alle Notfälle vorbereiten möchte, mir Sorgen mache über alles, was kommen kann, dann komme ich nie los. Ich muss darauf vertrauen: Auf dem Weg wird mir das Notwendige gegeben. Ich werde Ideen haben, wie ich Schwierigkeiten überwinden kann, und ich werde Menschen treffen, die mir helfen …

Die Wegweisung Jesu
Als Jesus sich von seinen Freunden verabschiedet und sie auf Wanderschaft gehen, gibt er ihnen vor allem diesen einen Rat: »Nehmt nichts mit auf den Weg.« Ich verstehe das so, dass Jesus uns damit sagt: »Sorgt euch nicht, was alles passieren kann und was ihr alles haben müsst, damit ihr bestens darauf vorbereitet seid. Geht los. Seht, was kommt. Achtet auf das, was euch begegnet – denn ihr könnt darauf vertrauen: Das Reich Gottes ist nahe. Gott ist nahe. Wenn ihr unterwegs seid, ist er mit auf dem Weg. Darum habt keine Angst. Macht euch auf und geht los.«

Das Beispiel des kleinen Simon
Am letzten Sonntag war hier einer in der Kirche, der hat diese Predigt Jesu besonders gut begriffen. Vielleicht erinnern sich einige von euch an den kleinen Jungen, Simon, der sich plötzlich während der Messe auf den Weg gemacht hat, nach vorne getappt ist, die Stufen hoch und dann ganz interessiert und mit wachen großen Augen hier vorne gestanden ist. Ich finde, er hat uns mit seinem neugierigen Interesse ein gutes Beispiel gegeben. Und auch wenn wir als Größere manchmal doch etwas planen müssen – etwa beim Packen der Schultasche, des Rucksackes oder des Koffers; beim Aufbruch in den Urlaub und beim Losgehen zur Schule – wünsche ich mir und uns, dass wir von dem Interesse des kleinen Simon lernen, unsere vorsichtigen Planungen und Berechnungen lassen können und voller Neugierde sagen können: »Wir kommen.«

Fürbitten
Im Vertrauen auf die Wegbegleitung Gottes bitten wir:

– Begleite alle, die unterwegs sind und in diesen Wochen Ferien machen. (evtl. Liedruf: Geh mit uns auf unserm Weg)
– Sei allen jungen Menschen nahe, für die mit der Ausbildung ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
– Hilf den Menschen, im Miteinander der Generationen voneinander zu lernen.
– Stehe denen bei, die in Vorurteilen gefangen sind, und hilf ihnen, neue Sichtweisen zu finden.
– Ermutige uns auf unserem Lebensweg und lass uns aufmerksam sein für die Zeichen deiner Liebe.

Gott, wir preisen dich für deine Nähe und Treue, in Jesus Christus, unserem Herrn.

Siegfried Kleymann

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