archivierte
Ausgabe 4/2023 |
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| Die Schriftleitung |
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| Wort an die Leser |
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Liebe Leserinnen und Leser,
in dem Dorf, aus dem ich herkomme, hatten die Menschen weitgehend einen festen Platz in »ihrer« Kirche. Manche Reihen waren fest vergeben und sogar mit Spendentäfelchen der Familie versehen. Männer traditionell rechts, Frauen meist links, Kinder vorne. Hinter der Orgel gab es noch ein paar Plätze, die immer von den wichtigsten Landwirten im Ort okkupiert waren, um die Zeit der Predigt auch produktiv zu nutzen … Das alles ist bald vierzig Jahre her und aus einer anderen Zeit. Nicht nur, dass sich die freie Platzwahl allmählich etabliert hat. Sie ist vielerorts gar nicht mehr nötig. Kirchengemeinden wurden zusammengelegt, manche Kirchengebäude aufgegeben, in anderen finden keine regelmäßigen Gottesdienste mehr statt. Die Corona-Pandemie wirkte hier wie ein Katalysator.
Die Kirchenrechtlerin Judith Hahn hat kürzlich die Auswirkungen des »kalten körperlichen Entzugs« während des Lockdowns analysiert und darauf hingewiesen, wie sehr die Ordnung und An-Ordnung im liturgischen Raum Kirchenbilder festigt, die – nach dieser Denkpause – viele Gläubige nicht mehr mitzutragen bereit sind. In der neuen Ausgabe des Prediger und Katechet geht die Pastoraltheologin Katharina Karl in der Rubrik »Das Thema« auf ebendiese Empfindungen von Atmosphäre und Leiblichkeit im Gottesdienstraum ein und stellt für Predigerinnen und Prediger wichtige Fragen: Wie gelingt die Predigt-Raum-Interaktion? Wie kann Verkündigung zu einem Geschehen werden, dass die »Hörenden« als Subjekte versteht, sie beteiligt und ermächtigt (Stichwort: Empowerment). Die Überlegungen seien Ihnen ans Herz gelegt. Wie sollte es auch sein, dass sich Ortsgemeinden und Kirchenräume verändern, die Art der Verkündigung aber perpetuiert wird?
Alle in der Seelsorge Tätigen erleben derzeit herausfordernde Ortsveränderungen. Ich bin zuversichtlich, dass sich die Kirche neue und anders geordnete Orte erschließen wird. Und ich bin davon überzeugt, dass in diesen Veränderungen lebendige, ermutigende und ermächtigende Worte der Frohen Botschaft nicht weniger wichtig sein werden als immobile Gebäude. Dass Sie weiter Ihren Ort in der Kirche finden, sich neue Räume erschließen und dass Ihnen im Verkündigungsdienst die richtigen Worte geschenkt sind, das wünscht Ihnen im Namen der Prediger und Katechet-Redaktion
Ihr
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Stefan Walser |
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