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Die Schriftleitung
Wort an die Leser

»Das große Schiff des traditionellen Christentums von gestern sinkt zu Grunde und wir sollten die Zeit nicht damit verlieren, … die Liegestühle auf der Titanic hin und her zu schieben.« So hat Tomáš Halík vor einigen Monaten in einem Vortrag prägnant-zugespitzt mit Blick auf die gegenwärtige (nicht nur) kirchliche Krisensituation formuliert. (https://www.ackermann-gemeinde.de/fileadmin/Dateien_Ackermann_Gemeinde/Glaube/Festrede_Msgr._Prof._Tomas_Halik_Europawallfahrt_ Mariazell.pdf ) Inmitten des schwelenden Streits um angemessene Wege der katholischen Kirche zwischen Reform und Tradition, Bewahrung und Erneuerung kann Halíks Bild eine Mahnung sein, die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir Christen sollten, so der tschechische Religionsphilosoph und Priester, »keine Kulturkriege mit der uns umgebenden Welt führen, sondern uns bemühen, die Kultur unserer Zeit und die Fragen zu verstehen, die sich die Menschen um uns herum stellen«. Gerade die säkulare Kultur biete die Chance der »Glaubensvertiefung« – wenn denn die Herausforderungen eines »geduldigen Dialogs« angenommen werden. Die Bereitschaft dazu scheint freilich kirchlicherseits unterschiedlich stark ausgeprägt zu sein. Halík stellt fest: »Das gegenwärtige Christentum ist getrennt, jedoch verläuft die Trennungslinie schon lange nicht mehr zwischen den einzelnen Kirchen, sondern quer durch sie hindurch.« Offenkundig steht dabei in den derzeitigen Auseinandersetzungen tatsächlich das Katholische auf dem Spiel – freilich anders als manche meinen, die sich als standhafte Verteidiger des Katholizismus gerieren. Halík betont: »Das Zweite Vatikanische Konzil forderte die Kirche auf, den Exodus zu wagen aus einer abgeschlossenen Form des ›Katholizismus‹ hin zu einer wirklichen ›Katholizität‹ des Christentums.« Diese Katholizität müsste sich auszeichnen durch umfassende Ökumenizität: Sensibilität für Pluralität, Spannungen und Ambivalenz ist gefragt, damit in kritisch-solidarischer Zeitgenossenschaft neu aus den Quellen des Glaubens geschöpft werden kann. Vorrangig dürfte sein, um ein letztes Mal Tomáš Halík zu zitieren, »Plattformen für einen Dialog, für Studien und Reflexionen zu schaffen, wo wir die ›Zeichen der Zeit‹ untersuchen können und lernen werden, die richtigen Antworten zu suchen.« – Ob nicht auch der Dienst der Verkündigung in Predigt und Katechese neu vor die Aufgabe gestellt ist, sich auf seine Weise an solchen wahrhaft »katholischen« Suchbewegungen zu beteiligen?


Martin Rohner

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