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Die Schriftleitung
Leseprobe 2
Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern
Passion und Ostern aus der Sicht des Petrus – Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern (Joh 13,1–15; Joh 18,1 – 19,42; Lk 24,1–12)
Vorüberlegung
Manchmal kann es für die Kinder hilfreich sein, wenn sie in eine Rolle schlüpfen dürfen, um sich mit dem Inhalt einer Geschichte zu identifizieren. Da Petrus sowohl an Gründonnerstag, Karfreitag und im Evangelium der Osternacht vorkommt, bietet es sich an, mit ihm als Figur zu arbeiten und die Geschehnisse aus seiner Perspektive zu erzählen beziehungsweise zu kommentieren. Es wäre auch denkbar, Petrus auftreten zu lassen und die Erzählungen szenisch darzustellen oder ein Standbild zu erzeugen, indem die Kinder Haltungen einnehmen können, die für die Situation des Petrus sprechen.

Petrus versteht nicht – Gründonnerstag (Joh 13,1–15)

Statio
Wenn etwas besonders gut schmeckt oder besonders schön war, dann wollen wir noch mehr – unabhängig davon, ob wir es brauchen oder ob es uns gut tut. Petrus bekommt heute die Füße von Jesus gewaschen. Aber das reicht ihm nicht, am besten fände er es, Jesus würde ihn ganz und gar reinigen. Er versteht nicht, worum es Jesus an diesem letzten Abend, den er mit seinen Freunden hat, geht.

Kyrie
Herr Jesus Christus, du hast deinen Jüngern die Füße gewaschen, damit sie verstehen: Wir sollen füreinander da sein.
Herr Jesus Christus, du hast deinen Jüngern die Füsse gewaschen, damit sie verstehen: Keiner darf sich über einen anderen erheben.
Herr Jesus Christus, du hast deinen Jüngern die Füsse gewaschen, damit sie verstehen: Deine Liebe zeigt sich in unserem Handeln.

Predigtgedanken
Aus der Sicht des Petrus erzählt: Das war vielleicht ein komischer Abend. Wir haben uns ganz normal, wie immer zum Passahmahl, in Jerusalem versammelt und es war wie immer: Es wurde gebetet, gesungen, gegessen, getrunken – und plötzlich steht Jesus auf und wäscht uns die Füße! Das geht doch nicht! Das ist Sklavenarbeit; nur die bücken sich und waschen anderen Leuten die Füße! Ja, es war schon notwendig, wir sind den ganzen Tag barfuß unterwegs gewesen und wir lagen da zu Tisch, aber trotzdem! Jesus hätte uns ja nur sagen müssen: Geht euch die Füße waschen! (Heute sagen eure Eltern vor dem Essen wahrscheinlich: Geht euch die Hände waschen.)

Wie Jesus dann bei mir war, wollte ich nicht, dass er mir die Füße wäscht. Das war mir unangenehm, irgendwie peinlich, mein Lehrer wäscht mir die Füße! Da sieht er ja, wie die aussehen, meinen eingewachsenen Zehennagel, meine Schrunden, meinen zu kurzen kleinen Zeh – und überhaupt: Ich will das nicht! Jesus hat dann was Komisches gesagt: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Das habe ich nicht ganz verstanden. Anteil haben? Ich will natürlich zu Jesus gehören, ich will ihm nahe sein, ich will ihm folgen. Da reicht es dann aber nicht, wenn er mir nur die Füße wäscht! Zu mir gehören auch meine Hände, mit denen ich versuche, Gutes zu tun, und mein Kopf, mit dem ich versuche, seine Botschaft zu begreifen. Er soll mir dann alles waschen, damit deutlich wird: Alles von mir will zu Jesus gehören!

Das wollte jetzt Jesus aber nicht. »Wer vom Bad kommt, ist ganz rein« hat er gesagt. Komisch, ich war gar nicht baden. Was hat er nur gemeint?

Am Ende hat Jesus wieder etwas gesagt, das ich verstanden habe: Ihr sollt so handeln, wie ich an euch gehandelt habe. Sollen wir jetzt den Leuten die Füße waschen? Manche würden es eher brauchen, dass wir ihnen den Kopf waschen. Aber die Füße? (Falls Petrus aufgetreten ist, hier ab.)

So weit Petrus. Für ihn war es anfangs nicht klar, warum Jesus ihnen die Füße waschen muss. Ob er es am Ende dieses Abends verstanden hat? Sich klein machen und dienen, auch und gerade bei den Freunden? Jesus setzt hier ein Zeichen, das er schon an anderen Stellen angekündigt hatte. Er macht deutlich: Nur wenn ich auf meine Mitmenschen achte, mich nicht über sie erhebe, sondern ganz im Gegenteil: Mindestens auf Augenhöhe mit ihnen gehe, wenn nicht sogar kleiner, dann kann ich sein wie Gott. Dann handle ich wie Gott. Wir sollen uns umeinander kümmern und füreinander da sein, dann werden wir »gereinigt«. Wenn wir uns selbst nicht so wichtig nehmen, sondern unsere Mitmenschen in den Mittelpunkt rücken, dann können wir unser eigenes Leben besser in den Blick nehmen. Erkennen, was wichtig, richtig und gut ist.

Aktionsidee

Falls eine Fußwaschung nicht möglich ist, dann die Hände waschen und daran erinnern, dass sich der Priester vor der Eucharistie auch die Hände wäscht.

Petrus scheitert – Karfreitag (Joh 18,1 – 19,42)

Statio

Scheitern ist nicht schön. Es bedeutet, dass wir etwas, das wir uns vorgenommen haben, nicht erreicht haben. Petrus, einer der engsten Freunde Jesu ist gescheitert. Er, der noch vollmundig erklärt hat, dass er Jesus um jeden Preis verteidigen und niemals verlassen will. Er verleugnet Jesus, gibt auf, versucht sich heraus zu mogeln. Am Ende des Karfreitags ist er verzweifelt, traurig, enttäuscht. (Entweder Passionsgeschehen in kindgerechter Sprache oder einen Kinderkreuzweg mit ausgewählten Stationen erzählen.)

Predigtgedanken
Aus der Sicht des Petrus erzählt: Jesus ist gestorben. Und ich habe ihn verraten. Ich bin so ein Feigling! Ich wollte nicht, dass die Leute wissen, dass ich zu ihm dazu gehöre. Ich wollte nicht genauso gefangen genommen werden. Ich hatte Angst. Jesus hat mir mal eine Art Spitznamen gegeben: Petrus, der Fels. Ich bin kein Fels. Da hat er sich geirrt. Ich bin auch nur ein Mensch!

Petrus ist ein Mensch. So wie wir auch. Das Scheitern gehört zu seinem Leben, genauso wie es zu unserem Leben gehört. An keiner Stelle verurteilt Jesus seinen Freund. Später wird er die Jünger aussenden in alle Welt – auch Petrus. Gerade Petrus. Weil er weiß, wie es einem ergehen kann, wenn man scheitert, wenn man es nicht schafft, den eigenen, vielleicht aber auch den Ansprüchen anderer zu genügen.

Fürbitten

- Für alle Menschen, die zweifeln und Angst haben.
- Für alle Menschen, die Verantwortung in der Kirche und der Gesellschaft haben.
- Für alle Menschen, die auf der Suche nach dir sind.
- Für alle Menschen, die gescheitert sind an ihren und an den Ansprüchen anderer.
- Für alle Menschen, die anderen helfen, ihr Leben zu bewältigen.

Aktionsidee
Aus zerbrochenen Scherben und Steinen ein Kreuz bei den Fürbitten legen.

Petrus wundert sich – und glaubt – Ostersonntag (Lk 24,1–12)


Statio
Ostern – das ist schon ein erstaunliches Fest. Losgegangen ist es mit der Freude der letzten Woche, als Jesus in Jerusalem eingezogen ist. Wir sind dann einen Weg gegangen über ein Abendessen, bei dem die Füße gewaschen wurden,über ein Gebet in einem Garten, wo alle eingeschlafen sind über einen unfairen Prozess und die Hinrichtung Jesu am Kreuz. Einer, der überall dabei war: Petrus, einer der engsten Freunde Jesu. Wie mag er sich an diesem Ostermorgen gefühlt haben?

Kyrie
Herr Jesus Christus, du hast uns Zeichen deiner Liebe geschenkt.
Herr Jesus Christus, du bist aus Liebe zu uns Menschen gestorben.
Herr Jesus Christus, du lebst!

Predigtgedanken
(zum Evangelium aus der Osternacht, Lk 24,1–12)
Aus der Sicht des Petrus erzählt: Da sind Maria Magdalena, Johanna, Maria und die anderen Frauen, die bei uns und Jesus waren, doch glatt gekommen und haben behauptet: Jesus lebt!

Die anderen Männer aus unserem Kreis haben gesagt, dass das Quatsch ist, aber irgendwas war an der Art, wie die Frauen erzählt haben, wie sie gestrahlt haben. Ich weiß nicht, sie wirkten, nun ja, erlöst. Es hat mich bewegt, im wahrsten Sinne des Wortes: Ich bin auch zum Grab gelaufen. Wahrscheinlich haben die anderen gesagt: Jetzt spinnt er auch, aber das war mir egal. Ich wollte es einfach wissen. Das Grab war leer, nur die Leinenbinden lagen noch dort. Komisch, oder? Ich kann mir das nicht so richtig erklären. Was ist mit Jesus? Wo ist er? Ich verstehe es nicht, aber – ich glaube. Ich glaube, dass er lebt. So wie die Frauen es erzählt haben. Ich glaube daran.

Petrus ist in der gleichen Situation wie wir heute. Wir können uns auch nur wundern: Darüber, was damals passiert ist. Darüber, was es für uns heute bedeutet. Wir können uns wundern – und daran glauben. Glauben bedeutet mutig zu sein – weil wir es nicht beweisen können. Weil es nicht logisch ist. Petrus glaubt.

Eigentlich steht das da gar nicht. Es heißt vielmehr: Petrus ging nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war. Erst einmal lässt Petrus sich von der Situation, von dem Moment berühren; er wundert sich. Der Glauben scheint später dazu zu kommen.

Ostern braucht also Zeit. Eine Zeit des sich Berühren-Lassens, des sich Wunderns, des Erstaunens. Erst dann kann das Glauben dazu kommen.

Fürbitten

- Wir bitten für alle, die hier sind, dass sie sich immer wieder neu von deiner Botschaft berühren lassen.
- Wir bitten für alle, die nicht mehr staunen und sich wundern können.
- Wir bitten für alle, die ohne Hoffnung und Perspektive sind.
- Wir bitten für alle, die verzweifelt sind.

Aktionsidee

Vater unser-Kreis für alle.

Theresia Reischl

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