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Leseprobe 2
16. Sonntag im Jahreskreis – 20. Juli 2014
III. (K) Im Garten Gottes darf alles wachsen (Mt 13,24–30)

Zielsatz: Die Kinder sollen erkennen, dass bei Gott alle ihren Platz haben.


Gartenarbeit

Das Evangelium, das wir gerade gehört haben, passt wirklich sehr gut in diese Sommerzeit, schließlich geht es um die Gartenarbeit. Schon letzten Sonntag hat Jesus diesen Bereich des Lebens, den sich wohl jeder vorstellen kann, herangezogen, um etwas zu erklären. Ging es letzte Woche um den Samen, der nicht überall aufgeht, weil der Untergrund nicht passt, so schaut Jesus heute auf ein ganz anderes Übel: auf das Unkraut, das sich zwischen den schönen, guten, nützlichen Pflanzen breit macht.

Hat schon jemand von euch mal Unkraut gezupft? … Ich schon. Es war eine langweilige und mühsame Tätigkeit, zu der mich meine Eltern verdonnert haben. Ich glaube, sie dachten, dass mir sowas Spaß machen könnte. Hat es ja eine Weile auch: Ich war draußen, ich habe mit meinem eigenen Gartenwerkzeug hantieren dürfen, habe Löwenzahnblätter und Gras aus der Erde rausgerupft, erst ganz langsam, vorsichtig, mit den Fingern, dann mit der kleinen Hacke und der Schaufel, ich war richtig gut in Schwung – und habe dabei leider auch die zarten Kohlrabipflänzchen, die meine Mutter liebevoll vorgezogen hat, aus den Beeten rausgerissen und weggeschmissen. Den Ärger, den ich dann hatte, könnt ihr euch vorstellen …

Bis zur Ernte darf beides wachsen

Diese Episode aus meiner Kindheit ist mir eingefallen, als ich dieses Gleichnis gelesen habe. Hätte ich erst später Unkraut jäten müssen, dann hätte sogar ich wahrscheinlich erkannt: Das ist Unkraut, das darf ich entfernen und das ist Gemüse, das muss ich hegen und pflegen, damit wir daraus Salat machen können und es essen können.

Jesus lässt genau das den Gutsherren aus seinem Gleichnis sagen: Lasst beides wachsen bis zur Ernte – weil erst dann kann man bei vielen Pflanzen erkennen, ob sie was taugen, ob sie reif sind, ob sie wachsen können, ob das noch was wird. Das gilt gerade auch für die »menschlichen« Pflanzen.

Weil Jesus erzählt dieses Gleichnis ja nicht nur uns Gartenamateuren, die aus Faulheit oder Unwissenheit lieber kein Unkraut zupfen möchten. Er erzählt diese Geschichte, damit wir für unser Leben etwas erkennen.

Gott allein entscheidet

Und wenn wir ganz ehrlich sind: Wie schnell urteilen wir denn über andere Menschen? »Die ist blöd, die kann gar nichts!« oder »Schau dir den Versager an, trifft nie einen Ball« oder »Das sind alles gemeine Leute, Schmarotzer, die sich überall durchmogeln« … Ihr kennt solche Sätze, habt sie vielleicht sogar selber schon gesagt oder gedacht. Vielleicht aber wart ihr auch betroffen, andere haben über euch geurteilt, ohne alle Fakten zu kennen, ohne genauer hinzuschauen. Wir Menschen neigen manchmal dazu, andere Menschen in Schubladen zu stecken und sie auch da drinnen zu lassen; wir urteilen über sie und wünschen uns ja auch oft genug, dass sie am besten gar nicht da wären, am besten »ausgerissen« aus dem Garten und möglichst weit weg verbannt. Mit so jemandem wollen wir nichts zu tun haben.

Jesus weiß um diese Gefühle, und gerade deshalb erzählt er uns dieses Gleichnis. Der Gutsherr, der entscheidet, ist er selber. Ihm allein steht es zu, es ist einfach nicht unsere Aufgabe, über andere zu urteilen. Das ist ja auch gut so, weil nicht wir entscheiden müssen – wir kennen nicht alles, wir sehen nicht alles, wir erkennen vieles auch nicht – , sind wir auch nicht in der Pflicht. Er entlastet uns da. Und er traut uns auch einiges zu. Weiß man bei jedem scheinbaren Unkrautblättchen, ob es nicht doch vielleicht irgendwann eine schmackhafte, nützliche, sinnvolle Pflanze wird? So wie die Pflanzen können ja auch wir uns entwickeln, wachsen, reif werden, Frucht bringen – wenn wir gehegt und gepflegt werden, wenn sich jemand um uns kümmert, uns liebt, wie wir sind, uns annimmt und uns wertschätzt. Genau das ist unsere Aufgabe: dafür zu sorgen, dass auch aus dem Unkraut etwas werden kann. Und das geht nur, wenn wir einander achten, uns respektieren, uns gegenseitig genug Licht und Wasser zukommen lassen, uns Raum lassen zur Entfaltung. Weil erst ganz zum Schluss geerntet wird.

Klara Paszkowski

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