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Die Schriftleitung
Leseprobe 1
Erscheinung des Herrn – 6. Januar 2014
II. Sternbilder für Christen (Mt 2,1–12)

Zielsatz: Ich möchte die Hörerinnen und Hörer mit Blick auf die handelnden Figuren der Perikope vom Besuch der Weisen aus dem Morgenland dazu auffordern, sich der Offenbarung und dem Anruf Gottes in Jesus Christus nicht zu verschließen.


In vielen Zeitschriften werden Horoskope abgedruckt. Je nach Sternzeichen werden in diesen Horoskopen Vorhersagen für die kommende Woche gemacht. Löwen werden dann z. B. vor Schwierigkeiten in der Beziehung gewarnt, während den Waagen Chancen im Berufsleben in Aussicht gestellt werden. Und das alles in einer so vagen Form, dass sich ein Horoskop eigentlich nie irrt, weil es eigentlich auch gar nichts aussagt.

Ein Epiphanie-Horoskop

Trotz dieser kritischen Einstellung zur Astrologie möchte ich Ihnen heute ein Horoskop vorlegen. Denn der Stern spielt im Evangelium dieses Tages ja eine nicht unwichtige Rolle und begegnet uns daher als Weihnachtsdekoration fast an allen Ecken und Enden in diesen Tagen.

Das Horoskop, von dem ich spreche, beruht nicht auf der Beobachtung von Sternbildern und Planetenkonstellationen, sondern auf der Heiligen Schrift. Daher gibt es statt der bekannten zwölf auch nur drei Sternzeichen. Ihnen wird man nicht nach dem Geburtsdatum zugeordnet, sondern nach der inneren Einstellung. Achten Sie auf die Beschreibung der Sternzeichen, vielleicht erkennen Sie sich in einem oder mehreren wieder.

Das erste Sternzeichen: König

Zu diesem Sternzeichen gehören alle, die andere ausnützen, ausbeuten und unterdrücken. Wer als Sternzeichen den König hat, behandelt andere Menschen nur als Mittel für die eigenen Interessen und niemals als Zweck. Diese Menschen missbrauchen jedes bisschen Macht, das sie haben, und kümmern sich nicht um ihre Verantwortung. Sie schrecken auch vor nichts zurück, um ihre Macht zu behalten. Sie lügen und betrügen, sie wenden auch Gewalt bis hin zum Mord an. Zumindest versuchen sie, anderen Leuten Angst zu machen, um sie beherrschen oder manipulieren zu können.

Typische Sätze für Menschen vom Sternzeichen »König« sind: »Wenn du nicht tust, was ich sage, dann …« Oder: »Ohne mich schaffst du es nie, du bist nicht stark genug, also sieh zu, dass ich dir gewogen bleibe.«

Und so lautet die Vorhersage des Horoskops für den König: »Passen Sie auf!

Die Geburt des Messias bringt Ihre Macht in Gefahr. Denn seine Botschaft von der Liebe Gottes befreit die Menschen von der Angst. Möglicherweise lassen sich Ihre Untertanen dann nicht mehr einschüchtern von Ihren Drohungen. Vielleicht gehen Sie lieber in den Tod als Ihren ungerechten Gesetzen weiter zu gehorchen. Lassen Sie daher die Zügel los! Gewähren Sie anderen Menschen Freiheit! Erkennen Sie Gott als Herrn des Lebens an, überlassen Sie ihm die Führung, auch wenn man nicht weiß, wohin er uns führt.«

Das zweite Sternzeichen: Der Schriftgelehrte

Zu diesem Sternzeichen gehören alle, die zwar wissen, dass man etwas tun muss und was man tun muss, es aber nicht tun. Sie wissen, wo Gott, wo das Gute zu finden ist, gehen aber nicht dorthin. Diese Leute wissen, dass man für den Klimaschutz etwas tun muss, aber dann fahren Sie doch auch kurze Strecken mit dem Auto anstatt mit dem Fahrrad. Menschen vom Zeichen des Schriftgelehrten geben anderen weise Lehren, halten sich aber selbst nicht daran. Schriftgelehrte sagen Sätze wie: »Die jungen Leute heutzutage sollten höflicher sein, die grüßen nicht mal mehr, wenn sie einem begegnen.« Und im nächsten Satz ziehen solche Menschen dann über die Nachbarin her, die in Scheidung lebt, in einer Weise, die nicht mehr nur unhöflich, sondern nur noch gemein und menschenverachtend ist. Und überhaupt sind Schriftgelehrte Menschen, die Gott mehr mit den Lippen als mit der Hilfe und Mitgefühl für den Nächsten ehren.

Und so lautet die Vorhersage des Horoskops für den Schriftgelehrten:

»Sie wissen sehr gut Bescheid in den heiligen Schriften und anderen Dingen. Wenn sie dieses Wissen aber nur theoretisch gebrauchen und nicht danach handeln, werden sie unglaubwürdig. Die Menschen werden sich von ihnen abwenden und sich jemandem zuwenden, der das Wort Gottes nicht nur lehrt, sondern auch lebt. Lassen Sie daher auf Ihre Worte auch Taten folgen! Und machen Sie nicht gar zu große Worte! Beherzigen Sie die eigenen Predigten! Leiten Sie andere Menschen zum richtigen Handeln durch vorbildliches Verhalten an! Erkennen Sie, dass Gottesdienst nicht an der Kirchentüre beginnt und endet, sondern im Alltag durch Verständnis und Liebe – besonders für Menschen, die mir fremd erscheinen – weitergehen soll!«

Das dritte Sternzeichen: Der Weise aus dem Morgenland

Zu diesem Sternzeichen gehören alle, die auf der Suche sind nach Gott, nach einem Sinn für ihr Leben, nach dem Heil für möglichst alle Menschen. Menschen, die unter dem Zeichen des Weisen leben, lassen sich herausreißen aus ihrem gewohnten Trott, um das Gute, das Bessere zu gewinnen. Solche Menschen scheuen auch einen weiten Weg nicht, um Gott und sich selbst zu finden. Sie vertrauen sich der Führung eines Höheren an. Um nicht zum Bösen zurückzukehren, beschreiten sie neue und andere Wege. Sie nehmen sich Zeit, Jesus zu besuchen – auch und gerade Jesus im Mitmenschen. Weise wissen, dass Gott oft mehr in der Frage als in der Antwort ist, mehr im Suchen als im Finden. Daher hüten sie sich vor vorschnellen Antworten und Vorurteilen. Von Weisen hört man Sätze wie: »Nichts soll dich verstören, nichts soll dich ängstigen, Gott allein genügt!« oder »Was willst du, Herr, dass ich dir tue!« oder »Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir!«

Und so lautet die Vorhersage des Horoskops für den Weisen:

»Sie sind auf dem richtigen Weg. Sie deuten die Zeichen der Zeit richtig. Seien Sie vorsichtig, wem Sie von Ihrer Suche nach dem Guten erzählen. Manche Menschen werden versuchen, Sie zu missbrauchen, um das Gute zu vernichten. Folgen Sie dem guten Stern, der über Ihnen steht, und trauen Sie Ihren Träumen und Visionen. Vermeiden Sie Überheblichkeit gegenüber Menschen, die zu den beiden anderen Sternzeichen gehören. Vielleicht gelingt es Ihnen, diese Menschen einzuladen, zur Krippe, zur Quelle des Guten mitzugehen.«

Bemerkungen zu allen drei Sternzeichen

Sie haben es längst bemerkt. Die drei Sternzeichen orientieren sich an den handelnden Figuren des Evangeliums von Epiphanie. Gut und Böse sind daher eindeutig verteilt. Im wirklichen Leben ist das nicht immer so einfach. Ich ertappe mich dabei, dass ich etwas von allen dreien habe. Aber ich vertraue Gott, dass er einen weisen König und einen weisen Schriftgelehrten aus mir machen kann, immer wieder, wenn nötig.

Denn die Wahrheit dieses Epiphanie-Horoskops lehrt ein Blick in die Geschichte, die fernere und die jüngere. Dass Machtbesessene ihre Macht trotz aller Machenschaften verlieren, davon können die letzten Jahre ein Lied singen. Und dass Institutionen, die hinter ihren eigenen Forderungen zurückbleiben, an Glaubwürdigkeit und Einfluss verlieren, auch das haben wir erlebt. Dass aber Menschen, die sich auf Gott einlassen, ein gelingendes Leben führen, das zeigt uns ein Blick in den Heiligenkalender, wo wir Weise wie Teresa von Avila, Franz von Assisi oder Nikolaus von der Flüe finden. Sie und andere bürgen dafür, dass das Epiphanie-Horoskop Vertrauen verdient.

Martin Ringhof

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