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Die Schriftleitung
Leseprobe 1
Dreifaltigkeitssonntag
III. Lesepredigt: Wer oder was ist Gott?
(Ex 34,4b.5–6.8–9; Joh 3,16–18)
Wer oder was ist Gott? ‒ So Menschen der biblischen Tradition folgen, gibt es darauf zwei Antworten. Nämlich erstens: Wir wissen es nicht. Und zweitens: Er ist der »dreieine Gott«. Heute, am sogenannten Dreifaltigkeitssonntag, führen uns dies die Lesungen eindrücklich vor Augen, die einerseits aus dem Buch Exodus und andererseits aus dem Johannesevangelium genommen sind. Wer oder was ist Gott? ‒ So Menschen der biblischen Tradition folgen, heißt die erste Antwort darauf: Wir wissen es nicht, denn niemand hat Gott je gesehen. Das führt uns die Erzählung von der Gottesbegegnung des Mose am Sinai anschaulich vor Augen. Denn Mose begegnet darin Gott – und trotzdem entzieht sich Gott dem Mose

– wie jemand, dem ich nicht wirklich ins Gesicht schauen kann, weil er sich neben mich stellt;

– wie jemand, dem ich nicht wirklich ins Gesicht schauen kann, weil er nicht bei mir verweilt, sondern an mir vorbei-eilend etwas zuruft.

Sie haben diese kleine Geschichte soeben gehört. Also gilt: Wer oder was Gott ist, das können wir nicht sagen ‒ jedenfalls nicht als Menschen der Bibel!

Gewiss: Wir rufen zu ihm, sprechen ihn an, nennen ihn seit biblischen Zeiten: Du – Gott – Vater – heiliger und gütiger Gott … Wir haben unzählige Namen für ihn ‒ oder für sie. Und haben auch ‒ gerade in der Bibel ‒ unzählige Geschichten von ihm als einem Gott, der redet und handelt, die rettet und ermahnt. Doch niemand sieht Gott reden und handeln. Niemand kann sagen, wer oder was Gott ist, die mit ihrem Volk geht, die sich der Sünder erbarmt. Niemand sah dabei zu, wie Gott die Welt erschuf. Niemand hörte dabei zu, wie Gott zu Abraham und Sarah und zu den Propheten und Prophetinnen sprach. Allerdings sagt Jesus nicht im Johannesevangelium: »… wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat« (Joh 12,45), und »Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen« (Joh 14,9)? In der Tat, so heißt es. – Doch was heißt hier sehen?! Es ist ein Sehen nicht mit unseren Augen, sondern mit unseren Gebeten. Denn wenn wir Christinnen und Christen zu Gott sprechen, dann nennen wir ihn – und zwar seit frühester Zeit – mit Jesus Gott den Vater, heute auch die Mutter. Und dann nennen wir Jesus den Sohn und nennen mit Vater und Sohn zusammen den Heiligen Geist.

Wir beten damit aber nicht zu dreien, sondern beten zu Gott durch Jesus Christus im Heiligen Geist – und bekennen damit: ER, SIE, der unsichtbare Gott, den wir nicht mit den Augen sehen und nicht mit unseren Ohren hören und die wir nicht mit Fingern ertasten und nicht auf der Zunge schmecken, ER, SIE, der unsichtbare Gott zeigt sich uns in Jesus von Nazaret. Also nicht mehr verhüllt in einer Wolke, jedoch in menschlicher Gestalt. Und tiefer kann er sich nicht verbergen!

Und dann bekennen wir:

Jesu Wort ist GOTTES Wort.
Jesu Werke sind GOTTES Taten.
Jesu Schicksal ist GOTTES Geschichte ‒ mit uns.

Und dann bekennen wir im selben Atemzug: Wir hätten diesen Jesus von Nazaret längst vergessen – und damit Gott verloren ‒ und Jesus wäre uns nur einer von den vielen Toten der Vorzeit, deren niemand mehr gedenkt und deren Namen niemand kennt, wenn nicht Gottes Geist Jesus unter uns gegenwärtig und lebendig sein ließe.

Reinhard Feiter

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