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Die Schriftleitung
Wort an die Leser
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die gegenwärtige Krise der (katholischen) Kirche hat weitreichende Auswirkungen auch für die Gottesdienstpraxis. Gerade viele, die sich in Liturgie und Verkündigung haupt- oder ehrenamtlich engagieren, stehen oft ratlos vor kaum absehbaren Herausforderungen. Nicht zuletzt mit den Folgen der Corona-Pandemie scheint sich der Abbruch gottesdienstlicher »Selbstverständlichkeit« beschleunigt zu haben. Viele stellen auch an sich selbst fest, wie ihnen eine Praxis, die sie jahrzehntelang getragen hat, fragwürdig geworden ist.

Inmitten zwiespältiger Erfahrungen mit der (eigenen) Gottesdienstpraxis ermutigt mich ein Gedanke aus der Religionssoziologie; dort »wurde der Begriff ›vicarious religion‹, ›stellvertretende Religion‹ entwickelt, um eine wohlwollende Haltung derer, die am Sonntag nicht in die Kirche gehen, zu denen, die stellvertretend für alle den Gottesdienst besuchen, auszudrücken«.1 Eine besondere Weise von »vicarious religion« erfahre ich, wenn ich selbst nicht zur Kirche gehe, aber – fern, doch deutlich vernehmbar – das Läuten der Glocken wahrnehme. Dieses Hören der Glocken ist mir wichtig geworden – durchaus im Sinne einer geistlichen Erfahrung: Ich weiß, dass sich eine Gemeinde versammelt zur Feier der Eucharistie. Und in der Gemeinschaft des Glaubens darf ich auf das Tun der Anderen bauen. Auch wenn ich selbst jetzt nicht mitfeiere, hilft mir diese »Stellvertretung« – und das Hören der Glocken verbindet mich mit diesem Gottesdienst. Allerdings: Was wäre das Glockenläuten, wenn sich nicht wirklich einige zum Gottesdienst versammeln würden, wenn es nur beim Läuten bliebe, aber keine Feier stattfände? Es braucht eben das konkrete Tun der Stellvertretung. Und wenn umgekehrt ich selbst in der Kirche den Gottesdienst mitfeiere oder gar in Liturgie und Verkündigung wichtige Dienste übernehme, ist das dann nicht mein Beitrag zu solchem stellvertretenden Tun auch für jene, die nicht dabei sein können oder wollen?

Umso wichtiger ist es, das, was das Läuten der Glocken ankündigt, nach unseren jeweiligen Möglichkeiten mit Leben zu erfüllen. Das lohnt den Einsatz für eine Gottesdienstpraxis, die hoffentlich wohltuend ausstrahlen kann in eine von Krisen erschütterte Zeit – für die, die sich in der Kirche versammeln, wie für jene, die nur die Glocken hören. Gute Erfahrungen solcher Praxis wünscht Ihnen im Namen der Prediger und Katechet-Redaktion

Ihr

Martin Rohner

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