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Die Schriftleitung
Leseprobe 1
Mariä Aufnahme in den Himmel
Himmelreich – himmelreich (Lk 1,39–56)
Statio
Es gibt Tage, da reicht der Duft von Kräutern auf den Wiesen oder so ein Kräuterbuschen, um mich glücklich zu fühlen. Es gibt Tage, da reicht ein Gottesdienst wie heute, um Festtagslaune zu haben. Es gibt Tage, da reicht es, mir bewusst zu machen, wie reich beschenkt ich bin in meinem Leben und wie reich ein jeder Mensch sein könnte. Willkommen heute an Mariä Himmelfahrt, dem Fest, an dem es darum geht, wie reich beschenkt Maria war und ist und darum, dass auch uns eigentlich ein ungeheurer Reichtum offensteht.
Thomas Luksch

Himmelreich

Im Magazin der Wochenzeitung »Die Zeit« gibt es eine Seite mit Fragen an Janosch. Dabei können Leser Herrn Janosch eine Frage stellen, die dann mit einer Karikatur teils ironisch, teils tiefgründig beantwortet wird.

Einmal wurde dabei die Frage gestellt: »Herr Janosch, was tun Sie, wenn Sie kein Geld haben?«, worauf Janosch antwortete: »Wenn ich kein Geld habe, denke ich an Gott, der gesagt hat: ›Selig die Armen, denn ihnen gehört das Himmelreich.‹ Reicher als himmelreich geht nicht.«

Und »himmelreich« war klein geschrieben, als Adjektiv. »Reicher als himmelreich geht nicht«. Das finde ich eine witzige und doch tiefsinnige Antwort. Es stimmt, reicher als himmelreich geht nicht.

Es gibt keinen größeren Reichtum, als wenn man das Bewusstsein hat, dass das Leben getragen wird von einer größeren Wirklichkeit, dass unser Leben nicht bedeutungslos ist, sondern einen tiefen Sinn hat. Das Bewusstsein, dass es jemanden gibt, der uns mit ewiger Liebe liebt, der uns durch das Leben führt und der uns am Schluss des Lebens auffängt. Das ist der Reichtum, den uns der Himmel schenkt.

Maria war himmelreich

Maria war himmelreich. »Selig, die geglaubt hat« – so sagt es Elisabeth im heutigen Evangelium. Damit ist gemeint: Voller Glück ist die, die geglaubt hat.

Sie trug nicht nur das kleine Kind unter ihrem Herzen, wie wir in einem bekannten Marienlied1 singen. Sondern sie trug vor allem auch den Himmel in ihrem Herzen. Sie lebte ihr Leben in der Beziehung zu Gott, deshalb war ein Stück Himmel in ihr.2 Und weil sie in ihrem Leben den Himmel in ihrem Herzen trug, deswegen stand ihr auch am Ende ihres Lebens der Himmel offen. In ihr ist bereits der wunderbare Tausch vollzogen, von dem in der Weihnachtsliturgie die Rede ist.3 Der wunderbare Tausch insofern: Sie ließ, als sie auf Erden lebte, Gott in ihr Leben eintreten und deshalb ließ Gott sie nach diesem Leben in sein Reich eintreten. Oder anders formuliert: Die Liebe Gottes war ganz in ihr (vielleicht kann man so das Dogma der »Immaculata Concepta« vereinfacht auf den Punkt bringen) und jetzt ist sie ganz in der Liebe Gottes (vielleicht kann man so das Dogma der »Assumpta« vereinfacht auf den Punkt bringen).

Wie werden wir himmelreich?

Ihr Fest heute erinnert uns daran, dass wir als Christen alle dazu berufen sind: Auch an uns soll sich dieser wunderbare Tausch vollziehen.

Wie werden wir aber hier in diesem Leben himmelreich? Wie finden wir das volle Glück des Glaubens?

Einerseits ist das natürlich immer Gnade, wenn man ein Stück Himmel erfährt, wenn man fest im Glauben steht beziehungsweise immer wieder hinfindet zum Glauben. Das ist immer Gnade. Maria sagt ja auch: »Der Mächtige hat Großes an mir getan.« (Lk 1,49) Sie bekennt damit, dass Gott das Eigentliche in ihr gemacht hat, nicht sie selbst.

Andererseits wird uns aber die Gnade nicht einfach so übergestülpt, wir sind nicht einfach passive Marionetten, sondern wir können und müssen auch etwas dazu tun, dass wir offen werden für die Gnade. Nämlich, indem wir von unserer Seite aus Gott suchen. Die Gottsuche öffnet uns für die Gnade. Wenn Maria sagt: »Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben« (Lk 1,53), dann klingt für mich darin auch ein innerer Hunger durch, die Sehnsucht der Seele nach ihrem Schöpfer.

Haben wir einen Hunger nach Gott und suchen wir ihn? Oder sind wir vielleicht satt von dem, was uns die Unterhaltungsindustrie, der berufliche Erfolg oder der Genuss anbieten? Vielleicht ist sogar so ein innerer Hunger, die Suche nach Gott die Voraussetzung dafür, um mit der Gnade beschenkt zu werden.

Wege der Gottsuche


Konkret suchen wir Gott dann, wenn wir über ihn nachdenken, wenn wir über Texte der heiligen Schrift meditieren, wenn wir beten, wenn wir in der Freude ihm danken, wenn wir in der Not zu ihm schreien, wenn wir still vor dem Allerheiligsten oder in der Kirche sitzen.

Wege der Gottsuche können aber auch die guten Werke sein. Wenn Gott die Liebe ist, dann können auch die Werke der Nächstenliebe uns ein Zugang zu diesem Gott der Liebe sein. Ist es nicht auch so, dass man, wenn man anderen etwas gibt, selbst auch beschenkt wird, innerlich reicher wird, weil man weiß, etwas Gutes und Richtiges getan zu haben? Deswegen glaube ich, können uns die guten Werke auch dazu helfen, den inneren Reichtum zu vermehren, der mit dem Himmelreich zu tun hat.

Damit uns einmal der Himmel offensteht

»Reicher als himmelreich geht nicht« – so hat es in der Karikatur von Janosch geheißen. Auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria möge uns Gott helfen, dass wir hier in unserem Leben himmelreich und himmelreicher werden, damit uns am Ende unserer Tage auch einmal der Himmel offen steht.

Anmerkungen
1 Vgl. »Maria durch ein Dornwald ging« GL 224.
2 Vgl. auch das Wort des Dichters Angelus Silesius »Schau, Dein Himmel ist in mir« in: »Morgenstern der finstern Nacht«, GL 372.
3 Vgl. Präfation von Weihnachten III, MB S. 369.

Josef Steindlmüller

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