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Die Schriftleitung
Wort an die Leser
Liebe Leserinnen und Leser!

Die Zufälligkeiten des Kalenders führen dazu, dass die Textfolge des vorliegenden Heftes innerhalb des Triduums endet – mitten in der einen großen Feier der Drei Österlichen Tage also: Die Osterpredigten werden erst in Heft 3 für die Monate April/Mai folgen. Diese Unterbrechung kann ein äußerer Anstoß sein, den Stellenwert des Karsamstags ein wenig zu meditieren.

Der Dichter und Theologe Christian Lehnert notiert in seinem ebenso anregenden wie auch irritierenden Buch Der Gott in einer Nuß. Fliegende Blätter von Kult und Gebet (Berlin: Suhrkamp 2017): »Wenn Gott anwesend sein wird, braucht es keine Kirche mehr. Und vielleicht ist das eine … Erklärung meiner Gespaltenheit: Wenn ich Gott ersehne, ist er ja nicht da. Jede Erwartung, wenn ich eine Kirche betrete, trifft nur auf Spuren – und eine Spur gibt es nur dort, wo etwas fehlt. Enttäuschung liegt in der Natur der Sache. Die Liturgie ist wie eine Fährte im Schnee – flüchtiges Zeugnis eines anwesend-abwesenden Gottes.« (S. 20 f.)

Am Karsamstag mögen sich entsprechende Fragen besonders verdichtet stellen: Ist Kirche Ausdruck eines Umgangs mit der Abwesenheit Gottes – also ein Ort, an dem Enttäuschung und Vermissen, Sehnsucht und Erwartung Raum bekommen? Hat unsere Verkündigung den Mut, sich solcher »Gespaltenheit« auszusetzen? Wann erfahre ich die Feier des Gottesdienstes als »flüchtiges Zeugnis eines anwesend-abwesenden Gottes«?

Lehnert schreibt weiter: »Die Wirklichkeit Gottes liegt auch jenseits des Wortpaares anwesend – abwesend. Das ist eine Erfahrung vieler gläubiger Menschen, daß Gott ihnen gerade dort am stärksten gegenwärtig sein kann, wo er schmerzlich vermißt ist. Die Frage nach ›Gott‹ ist vielleicht bereits die deutlichste Form seiner Gegenwart, und wo er vollmundig bekannt wird, kann er ferner sein denn je.« (S. 21)

Der Karsamstag steht für den Verzicht auf homiletisch-pastorale Vollmundigkeit zugunsten einer mitunter auch schmerzhaften Fragwürdigkeit, die Raum gibt für jene Spannung von Abwesenheit und Anwesenheit und vielleicht erst dadurch neu sensibilisiert für unscheinbare Spuren österlicher Glaubenshoffnung. Dass gerade solche geduldige Spurensuche wieder zur »Gegenwart« einer glaubwürdigen Osterfreude führen kann, wünscht im Namen der Redaktion

Martin Rohner

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