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Leseprobe 2 |
KASUALIEN – JAHRESTHEMA: WELTGEDENKTAGE |
Weltmissionssonntag |
26. Oktober 2025 | Biblischer Bezugstext: Apg 1,8 |
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»Weltmission«: Das ist ein Wort mit Geschichte. Und mit Spannungen. Viele denken dabei sicher an Bekehrung, an Macht, an Kolonialismus. Und tatsächlich: Der christliche Missionsgedanke war oft mit Überheblichkeit und kultureller Vereinnahmung verbunden. Diese Vergangenheit gehört zur Wahrheit – und verpflichtet zur Reflexion. Denn auch heute wirken koloniale Denkmuster fort. In Machtverhältnissen, in Bildern vom »Globalen Süden«, manchmal auch in kirchlicher Sprache. Wer heute über Mission spricht, muss diese Vergangenheit ernst nehmen – und fragen, was daraus folgt. Denn koloniale Muster verschwinden nicht einfach. Sie wirken weiter. Im Denken. In Machtverhältnissen. Auch in der Kirche.
Doch auch in der Vergangenheit gab es zahlreiche andere Beispiele von Mission. Wie beispielsweise das der Laienmissionarin und Missio-Gründerin Pauline-Marie Jaricot. Ihr Anliegen war es zu verbinden. Was sie lebte, war eine Haltung, die uns in der Weltkirche bis heute prägt: Glauben teilen, voneinander lernen, Verantwortung übernehmen – füreinander, weltweit. Als konkreter Weg und als Ausdruck gelebter Verantwortung. Dazu gehört auch eine Offenheit für andere Erfahrungen, andere Kontexte und andere Wahrheiten. Der eigene Standpunkt ist immer geprägt durch die eigene Sozialisation und Kultur – und wie gut, dass das so ist, denn auf diese Weise kommt die unfassbare Vielfalt zustande, die wir in der weltweiten katholischen Kirche heute vorfinden.
»Ihr werdet meine Zeugen sein …« sagt Jesus in der Apostelgeschichte, und dabei geht es darum, die Botschaft des Evangeliums und den Glauben durch das eigene Leben sprechen zu lassen. Um gelebte Zeugenschaft, nicht als Befehl, sondern als Einladung. Vielleicht kann uns der Weltmissionssonntag dazu einladen: bewusst dorthin zu schauen oder dorthin zu gehen, wo wir Spannungen, Umbrüche, Ungerechtigkeiten wahrnehmen. Dass wir uns berühren lassen vom Leid anderer und uns selbst hinterfragen. Mission heute heißt für mich, dass wir uns einsetzen für das, was wir im Evangelium entdecken: Gerechtigkeit. Frieden. Würde. Für alle – weltweit. Nicht Herrschaft, sondern Teilhabe. Nicht Besserwisserei, sondern echte Begegnung.
Das ist herausfordernd. Und manchmal unbequem, denn es verlangt, dass wir lernen, zuhören, mitgehen – auch da, wo es uns selbst etwas kostet. In die Mission zu gehen heißt für mich: Haltung zeigen. Zeugin sein. Sich einsetzen. Für eine Welt, in der Frieden und Gerechtigkeit für alle erfahrbar werden. Für eine Hoffnung auf Veränderung der Verhältnisse, die ansteckt und sich ausbreitet – über alle Grenzen hinweg.
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Judith Wüllhorst |
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