»Prediger und Katechet« ist die älteste und auflagenstärkste Predigtzeitschrift im deutschsprachigen Raum.
Sie bietet homiletisch qualifizierte Hilfen für alle in der Verkündigung Stehenden: Priester, Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit diesem Dienst beauftragte Laien.
Unsere aktuelle Ausgabe 1/2026
mit folgenden Beiträgen:
Wort an die Leser
Siegfried Kleymann
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
»Gib mir die richtigen Worte.« Die Bitte dieses Liedes begleitet mich in der kurzen Stille vor der Predigt, und sie begleitet mich im Alltag, wenn ich herausgefordert bin, ermutigend, klärend, unterscheidend oder tröstend mit anderen Menschen in Verbindung zu sein. Es ist ein Glück, wenn ich ansprechende Worte finde, die von Herzen kommen und zu Herzen gehen, die wahr und stimmig sind und Wege eröffnen. Ich kann mich darum bemühen – und zugleich bleibt es eine Gnade, wenn die Kommunikation im Gespräch wie in der Predigt gelingt. Sie ist ein Geschenk, an dem ich mich freuen und um das ich Gott bitten kann.
»Gib mir die stimmigen Zeichen«: Die Bitte des Kirchenliedes können wir mit Blick auf die sakramentale Praxis der Kirche abwandeln und erweitern.
Der Liebe vertrauen – Vierter Adventssonntag (Mt 1,18–24)
Die Geschichte von der Geburt Jesu beginnt nicht mit der Krippe oder den Engeln, sondern mit einer schwierigen Situation: Maria ist schwanger – und Josef, ihr Verlobter, weiß: Das Kind ist nicht von ihm. In der damaligen Zeit war das ein Skandal, denn mit der Verlobung war die Verbindung der beiden Partner bereits so eng, dass Josef schon »Besitzanspruch« an Maria hatte. Wenn Maria als »Verlobte« nun also nicht von ihm schwanger ist, liegt nach damaligen rechtlichen Maßstäben bereits Ehebruch vor. Nach dem Gesetz hätte er Maria also verlassen oder sogar anklagen können. Josef steht vor einer Entscheidung: Hält er sich streng ans Gesetz – oder geht er einen Weg, der mehr vom Herzen kommt?
Matthäus beschreibt Josef als »gerecht«. Im biblischen Sinn heißt das nicht: Er macht alles regelkonform. »Gerecht« meint: Er lebt so, wie Gott es will – und 111 Einfach gesagt We ihnachten das heißt, er verbindet Wahrheit mit Barmherzigkeit. Daher will Josef Maria »heimlich entlassen«, um sie zu schützen. Er entscheidet sich gegen ihre öffentliche Bloßstellung.
Dann greift Gott ein. Im Traum sagt ein Engel zu Josef: »Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.« Das, was Josef für eine Katastrophe hielt, ist Teil von Gottes Plan.
I. Heiden als Gottsucher (Eph 3,2–3a.5–6; Mt 2,1–12)
Wir feiern heute das Fest der Erscheinung des Herrn, den Dreikönigstag. Das Fest ist sozusagen ein zweites Weihnachtsfest. Es hat den gleichen Inhalt wie Weihnachten, es setzt aber einen anderen Akzent als der Weihnachtstag. Der erinnert uns daran, dass Hirten das Kind in der Krippe als ihren Messias, ihren Heiland erkannt und anerkannt haben und ihm huldigten. Die Hirten stehen nicht nur für die sozial Armen und Verachteten, sondern sind auch Vertreter des Volkes Israel. Der Tag der Erscheinung des Herrn macht offenbar, dass die Geburt Jesu ein Ereignis für die ganze Welt ist. Die Sterndeuter und Sternsucher aus dem Morgenland repräsentieren die Menschheit außerhalb Israels. Das Wort der Engel an die Hirten auf den Feldern Bethlehems »Heute ist euch der Heiland geboren« gilt nicht nur Israel, sondern auch Heiden, Menschen aus anderen Völkern. Jesus ist nicht nur der Retter Israels, sondern der Heiland der ganzen Welt, das Licht, das jeden Menschen erleuchtet.