»Prediger und Katechet« ist die älteste und auflagenstärkste Predigtzeitschrift im deutschsprachigen Raum.
Sie bietet homiletisch qualifizierte Hilfen für alle in der Verkündigung Stehenden: Priester, Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit diesem Dienst beauftragte Laien.
Unsere aktuelle Ausgabe 4/2025
mit folgenden Beiträgen:
Wort an die Leser
Peter Seul
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Martin Luther empfiehlt für das persönliche Auftreten: »Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf.« Seine Empfehlung kann ein Erfolgsrezept für jede Predigt sein: Klarer Standpunkt und klare Sprache, klare Aussage und verständliche Botschaft – und eine Länge von maximal zehn Minuten. Wer jedoch nach diesem Zeitraum und einem schönen Schlusssatz noch drei weitere Aspekte nachschiebt, der braucht sich nicht zu wundern, wenn die Kernbotschaft nicht mehr in Erinnerung bleibt.
Auch Papst Franziskus rät, nicht länger als zehn Minuten zu predigen. Sonst bestehe die Gefahr, »dass einige während der Predigt einnicken, andere quatschen oder rausgehen, um eine Zigarette zu rauchen«.
Pfingsten, das Fest des Geistes Gottes. Auf seiner Spur lade ich Sie ein, mit mir eine kleine Zeitreise zu unternehmen. Sie führt uns in biblische Zeiten zurück, und wir finden den Evangelisten Lukas in seiner mediterranen Schreibstube so ungefähr im Jahr 70 bis 90 unserer Zeitrechnung. Lukas ist bekanntlich der Meistererzähler unter den Evangelisten. Denken Sie nur an seine grandiose Darstellung der Geburt Jesu, die eine der bekanntesten und wirkungsvollsten Erzählungen in der ganzen Menschheitsgeschichte geworden ist und die Sehnsüchte der Menschen über zig Generationen anrührt. Nun hat er sein Evangelium abgeschlossen und ist dabei, in einem zweiten Buch, das wir als Apostelgeschichte kennen, aufzuschreiben, wie es nach Tod und Auferstehung Jesu weitergegangen ist. Und um die Erfahrung und die Sehnsucht darzustellen, wie der Geist Gottes, der in Jesu Leben und Reden so greifbar geworden ist, auch nach dessen Tod und Himmelfahrt weiter wirkt und immer mehr wirken soll, komponiert er wiederum eine umwerfend gute Erzählung. Wir haben daraus in der ersten Lesung gehört.
Wir können Barmherzigkeit – immer besser! (Dtn 30,9c–14, Lk 10,25–37)
1. Predigtvorschlag
Das Elend einer Kreatur kann uns anrühren. Zum Beispiel mitten in den Nachrichten. Oder bei einem Krankenbesuch. Wenn jemand herzzerreißend weint. Oder wenn ein verletztes Tier sich windet – egal, ob es ein Vierbeiner ist oder ein Insekt. Es ist gut, wenn wir uns anrühren lassen können. Das Lukasevangelium hält dies für wesentlich. Das scheint dazu zu passen, was als »typisch christlich« gilt. Doch das Beispiel vom barmherzigen Samariter ist tiefgründig – schauen wir genau hin.