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Die Schriftleitung
Leseprobe 2
Ostern – 22./23./24. März 2008
II. (Am Tage) Das Fest des christlichen Gottesglaubens

Zielsatz: Der gottesdienstlichen Versammlung soll vergegenwärtigt werden, dass wir dem auferstandenen Gekreuzigten seinen Gott und Vater glauben und diesem danken für den österlichen Tag der Hoffnung.


Das Fest der grenzenlosen Möglichkeiten Gottes
Wir feiern heute ein Geschehen, das wir nicht denken können. Das müssen wir Kritikern unseres Glaubens zugestehen. Dass ein Toter neu zum Leben kommt, können wir nicht denken. Wir können auch das Leben, in das er vom Tode erstanden ist, nicht denken. Wenn nur das möglich ist, was wir denken und uns vorstellen können, feiern wir etwas Unmögliches. Aber – das ist die Frage, die auch die Kritiker unseres Glaubensfestes nicht auslöschen können – dürfen wir unsere Möglichkeiten des Denkens zum Maß dessen machen, was möglich ist. Dürfen wir es zum Maß dessen machen, was Gott möglich ist. Dürfen wir uns zum Maß Gottes machen? Wenn wir das tun, lassen wir Gott nicht mehr Gott sein. Wenn Gott wirklich Gott ist, hat er Möglichkeiten über all unser Denken hinaus. Ostern können wir nur feiern, wenn wir Gott das uns unmöglich Scheinende zutrauen; wenn wir Gott wirklich Gott sein lassen.
Es gibt in der Bibel eine Aussage über Gott, die dies ins Wort bringt. Sie nennt Gott den, »der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft« (Röm 4,17); wenn alles, was da ist, sich dem verdankt, der es ins Dasein gerufen hat; wenn alles, was lebt, nur darum lebt, weil es den Lebensatem vom lebendigen Gott empfangen hat; wenn Gott bereits gezeigt hat, welche schöpferische und Leben-schenkende schenkte Macht er hat, dann dürfen und sollen wir ihm grenzenlose Möglichkeiten über all unser Denken hinaus zutrauen. Nur dann lassen wir ihn wirklich Gott sein.

Das Fest der Antwort Gottes auf den Karfreitag

Nun feiern wir heute nicht das Wunderwerk seiner Schöpfung – das Dasein von allem, was ist – das Leben aller lebenden Wesen – den Neuaufbruch des Lebens nach der Zeit des Winters. Wir feiern, dass Gott seine zum Leben erweckende Macht an einem Toten zur Geltung brachte, dessen Tod unsere Welt sehr dunkel werden ließ. In Wort und Tat hatte er den Menschen einen Gott geschenkt, der keine Grenzen hat, wenn es um das Leben der Menschen geht. In seinen Machttaten leuchtete etwas auf von diesem Gott, der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft. Er fand Jünger, die begannen, ihm diesen Gott zu glauben und ihm eine Antwort auf ihr Lebensverlangen zumuteten. Dieser begonnene Glaube brach ihnen zusammen, als sie miterleben mussten, in welcher verachteten und verhöhnten Ohnmacht der Zeuge Gottes starb. Davon, vom Dunkel des Karfreitags, sehen wir in der Feier unseres Glaubensfestes nicht ab. Im Gegenteil: Wir feiern Ostern als die Antwort Gottes auf den Karfreitag, als die begonnene Antwort Gottes auf alle die Fragen, die Menschen aus ihren Nöten und Dunkelheiten an ihn richten. Die Ostererfahrung schenkte den Jüngern ihren verlorenen Gottesglauben wieder. Sie eröffnete ihnen den Weg, neu an den Gott zu glauben, der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft. Ostern ist nicht irgendein Gottesfest. Es ist das Fest des Gottes und Vaters unseres Herrn Jesus Christus. Das Fest unseres christlichen Gottesglaubens.

Die Antwort des Vaters auf die Hingabe des Sohnes

Erinnern wir vom Karfreitag: Dass Jesus das Leben genommen wurde, war die eine Seite des Geschehens. Die andere Seite war, dass Jesus sich in seinem Leiden dem Willen des Vaters überließ im Vertrauen auf dessen rettende Treue. Seine Zustimmung am Ölberg, »nicht wie ich will, sondern wie du willst« (Mt 26,39), war kein Akt der Verzweiflung, sondern gelebte Liebe. Wie in seinem ganzen Leben war Jesus auch auf seinem Leidensweg und in seinem Sterben Hingabe an den Vater. Auch für ihn war die Nähe des Todes Erfahrung der Ferne Gottes. Noch in dieser Erfahrung hielt er aber mit dem Ruf »Mein Gott!« fest an seinem Gott (Mt 27,46). Sein Leben fasste er in seinem Sterbegebet zusammen: »Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!« (Lk 23,46)
Ostern feiern wir, dass der Vater die Hingabe des Sohnes an seinen Willen angenommen hat. Ostern feiern wir, dass er den Ruf des Sohnes am Kreuz gehört hat. Ostern feiern wir, dass der Vater die Hände offen hielt und den Sohn im Sterben bei sich aufnahm. Ostern feiern wir, dass wir mit den Zeugen seines neuen Lebens dem Auferstandenen seinen Gott und Vater glauben können, ihm in der Hoffnung alles zutrauen dürfen und frei werden, uns ihm in Liebe zu geben. Wir feiern an Ostern, dass der Vater gezeigt hat, wie sich seine Liebe in Jesus auf den Weg zu uns gemacht hat und wie Jesus unser Weg zu ihm ist – in unserem Leben und in unserem Sterben.
Ostern ist das Fest unseres christlichen Gottesglaubens. Unser Gottesglaube ist nicht irgendeine freischwebende Religiosität. Wir glauben dem Auferstandenen seinen Gott und Vater, und wir lassen uns vom Auferstandenen seinen Gott und Vater als unseren Gott und Vater schenken. In diesem Glauben lassen wir Gott größer sein als unser Denken. In ihm wird es ein christliches Bekenntnis, wenn wir unseren Gott preisen als den, »der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft.«

Danksagung an dem von unserem Gott gemachten Tag
Jeder Tag ist ein von Gott gemachter und uns geschenkter Tag. Der österliche Festtag ist auf einzigartige Weise der Tag, den Gott gemacht hat. Die Hoffnung, die wir an ihm feiern, können Menschen nicht machen. Den Glauben, den wir an ihm teilen, ist nicht Menschenwerk. Der Tag, an dem wir – nicht nur an Ostern, sondern an jedem Sonntag – die Auferweckung des Sohnes feiern, ist der von Gott selbst im Dunkel der Zeit aufgerichtete Tag der Hoffnung, der Tag – noch einmal – des christlichen Gottesglaubens.
Darum ist unsere Versammlung am »Tag, den Gott gemacht hat« nicht irgendein Gottesdienst. Wir versammeln uns, um Dank zu sagen für das, was Gott getan hat, tut und in einem letzten Kommen tun will. Wir verkünden den Tod des Herrn, preisen seine Auferstehung und erwarten, dass er das Begonnene vollenden wird. Und dabei empfangen wir die Gabe des Geistes, der uns in die liebende Hingabe des Sohnes an den Vater einbezieht. Das ist das wahre Brot des Lebens – eines Lebens, das wir nicht denken können, dem Gott des Lebens aber zutrauen dürfen und sollen.

Dieter Emeis

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